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von Karbon
#1006
Zusammenfassung:

Fazit: Guter bis sehr guter Roller mit kleinerem Vererbesserungspotential, der es dadurch leider verpasst, sich eindeutig an die Spitze des Marktes zu setzen (anders formuliert: bei vielen, aber nicht bei allen möglichen Bauteilen des Rollers setzt der Hepros neue Maßstäbe, so dass die Einstufung und die Bewertung der einzelnen Vor- und Nachteile im Vergleich zu anderen Rollern z. T. Geschmackssache ist)

Was mir gut gefällt:
• Wackelfreie Klappmechanik
• Schnellspanner bei den Handgriffen
• langes und tiefes Trittbrett
• stabil
• Spritzschutz an den Rädern vorne und hinten
• günstige Ersatzteile
• Sympathischer, kleiner Hersteller mit freundlichem Team

Was mir persönlich nicht so gut gefällt:
• Breite des Trittbretts (zu breit für meinen Geschmack)
• Griptape zu griffig für den drehenden Fußwechsel

Was aus meiner Sicht von Hepros verbessert werden könnte:
• Bremskonstruktion
• Ständer
• Klapper- und Rasselgeräusche (von den Ösen zum Einhängen des Schultergurts und dem Bremsblech)

Was ich toll finde ist, dass der Hersteller Kundenwünsche direkt und schnell in die Weiterentwicklung fließen lässt (http://www.cityrollerforum.de/viewtopic.php?f=49&t=828&start=15). Für mich als Käufer der 1. Auflage ist es natürlich schade, dass ich davon direkt nichts habe, da ich mir ja nicht gleich wieder einen Roller kaufen werden (der Hepros Roller ist ja so konstruiert, dass er viele Jahre halten soll).


Die Details:

So, nachdem ich von Mai bis Ende Oktober auf den Hepros XXXL 2012 Special Edition gewartet habe, möchte ich hier auch eine Bewertung veröffentlichen, um anderen die Kaufentscheidung zu erleichtern.

Der Hepros ist mein erster Roller mit Reifen >= 200 mm; bislang bin ich einen Tribu Twister gefahren (mit 145er bzw. 150er Reifen). In diversen Sportgeschäften und bei Bekannten bin ich allerdings auch schon die meisten Konkurrenzprodukte probegefahren (bis auf Xootr und Oxelo).

Am besten von diesen hat mir übrigens der Micro Flex Blue gefallen; das Hauptnachteile sind für mich ein zu kurzes Trittbrett und die Bremse, die mit großen Füßen schwer zu bedienen ist (ich hab mir beim Bremsen immer in die Hacken getreten). Für Personen bis ca. Schuhgröße 41 ist das aber sicher auch ein sehr guter Roller.

Jedenfalls hat mich der Flex Blue nicht so sehr überzeugt, dass er mir besser als meine Tribu Twister gefallen hätten, dessen Hauptnachteile die kleinen Räder, das fehlende Schutzblech vorne, das zu kurze Bremsblech hinten (es spritzt im Regen) und ein fehlender Ständer sind. Ansonsten bin ich mit dem Tribu Twister super zufrieden. Er fährt sehr schnell, ist stabil und wendig, das Trittbrett ist niedrig und lang genug und er ist schön leicht (3,7 kg).

Vor diesem Hintergrund habe ich mir aufgrund der guten Papierform den Hepros XXXL 2012 Special Edition bestellt, ohne dass ich ihn hätte Probe fahren können.

Hier die detaillierte Besprechung; ich hab einige Teile ausgetauscht, daher auch der Titel „Hepros XXXL 2012 Special Edition – customized“. Zur Verdeutlichung ein paar Fotos von dem Hepros (nach meinen Umbauten) im Vergleich zum Tribu Twister (ebenfalls nach meinen Änderungen) im Anhang.


Gewicht:
Meine Personenwaage zeigt 5 kg an (trotz meiner Umbauten), so wie er auf dem Bild zu sehen ist. Das ist gerade noch ok und entspricht den Angaben; ich würde mir trotzdem wünschen, er wäre ein halbes Kilo leichter.

Stabilität:
Der Hepros-Roller macht einen stabilen Eindruck; das Trittbrett ist unten gut verstärkt; die 120 kg Belastbarkeit erscheint mir glaubhaft (ich selbst wiege 80 kg).

Lenker:
Hepros verwendet ergonomische Gummigriffe statt der sonst üblichen Schaumstoffgriffe. Was einem besser gefällt ist Geschmackssache, die ersten liegen besser in der Hand, die zweiten dämpfen Vibrationen etwas besser. Ansonsten sitzen die Griffe dank der Schnellspannung wackelfrei (großer Vorteil!)
Wie man auch bei dem Tribu Twister sieht, habe ich mir bei beiden Rollern den Lenker umgebaut. Mir ist der Standard-Lenker eines jeden Rollers einfach zu schmal und damit nicht ergonomisch, wenn auch ein schmalerer Lenker zum Transportieren praktischer sein kann. Da ich diesen aber normalerweise gar nicht einklappen werde, habe ich sogar die ansonsten sehr praktische Schnellspannung der Lenkergriffe durch feste Schrauben ersetzt.
Mein Eigenbau besteht aus einem in passender Länge zersägten Fahrradlenker Procraft Pro 720TF, Selle Royal Mano Gel Athletic Griffen zur Dämpfung von Vibrationen, sehr leichten Profile Design Carbon Barends, Hope Grip Doctor Lenkerstopfen (sehen einfach cool aus) und einer Klingel.

Höhe Lenkerstange:
Obwohl ich selbst 1,84 m groß bin, genügt mir der zweite Raster der Höhenverstellung zum sportlichen Fahren. Es ist also noch genügend Luft nach oben für größere Personen. Die meisten Rollerfahrer stellen ihren Lenker übrigens zu hoch ein.

Trittfläche:
Die Trittfläche ist komfortabel lang (sehr angenehm; nutzbare Länge 40 cm) und für meinen Geschmack mit 18 cm etwas zu breit. Der Vorteil ist, man kann beide Füße bequem nebeneinander aufs Brett stellen (bei leichtem Gefälle) – bei stärkerem Gefälle empfiehlt sich dies sowieso nicht, da dann ein Fuß zum Bremsen bereit gehalten werden sollte. Der Nachteil ist, dass man die Beine beim Schwungholen und Abstoßen nicht so nahe an der Mittelachse führen kann, weswegen (und den paar Gramm weniger) mir ein etwas schmaleres Board lieber gewesen wäre. Auch bei einem 15 cm breiten Trittbrett wäre noch genügend Platz, die Füße nebeneinander zu stellen und es würde nicht stören, wenn der Rand der Schuhe etwas übersteht.

Trittbretthöhe:
8 cm – perfekt!

Griptape
Das Griptape ist griffig und im Druck etwas flau. Für mich ist es zu griffig, denn ein Fußwechsel mit Auswärtsdrehung des Standfußes funktioniert nur mir größerer Anstrengung. Zuerst habe ich das Tape in der Mitte mit feinem Schleifpaper etwas geglättet, was super funktioniert hat und den Fußwechsel viel angenehmer gemacht hat, allerdings wurden die Farben dadurch noch flauer, so dass ich es abgezogen (ging sehr gut auch ohne Fön) und gegen ein Sliptape ausgetauscht habe (Zitat: „Das Geheimnis von Slip Tape liegt in der superdichten Molekularstruktur des Polymers, aus dem es gemacht ist. Dadurch treten praktisch keine Risse oder Kratzer in dem Film auf, der so immer schön glatt bleibt.“). Mal sehen wie sich das in der Praxis bewährt. Damit ich nicht doch mal runterrutsche, habe ich an den Rändern Black Magic Griptape aufgeklebt.

Klappmechanismus
Dieser macht einen sehr stabilen Eindruck und gefällt mir auch sehr gut. Die Klappbewegung ist noch sehr ungewohnt, aber das gibt sich bestimmt bald. Toll ist, dass er auch im eingeklapptem Zustand einrastet und so an der Lenkstange getragen werden kann. Der Roller wackelt am Klappmechanismus überhaupt nicht. Die Bedienung des Einrasthebels zum Wiederaufklappen ist etwas fummelig.

Rollen und Kugellager:
Zu den Polyurethan-Rollen kann ich mangels direktem Vergleich nichts sagen; ob diese schneller oder langsamer sind, hängt ja vom Härtegrad ab, der mir aber nicht bekannt ist. Das Profil ist jedenfalls V-förmig, während z. B. JD Bug ein U-förmiges Profil verbaut. Das V-förmige gefällt mir besser.
Ich hatte zum Testen noch die Luftreifen mitbestellt und sie laufen wie erwartet auf normalem bis durchschnittlichen Asphalt doch deutlich schlechter, so dass ich sie standardmäßig nicht nutzen werde. Sie werden allerdings bei mir zum Einsatz kommen, wenn es mal wieder in den Familienurlaub geht (da kommt es auf die Geschwindigkeit nicht an, da ich mit jeder Bereifung schneller bin als meine Tochter, und außerdem ist die Qualität der Wege nicht vorhersehbar).
Die Kugellager laufen gut, ich habe sie ausgebaut und verwende sie jetzt im Aldi-Roller meiner Tochter; ich selbst habe beim Hepros Keramik-Hybrid-Lager eingebaut (Movemax Speedlager Imperator Ceramic).

Steuersatz:
Der Standard-Steuersatz war bei mir etwas wenig gefettet, wer diesen drin lassen möchte, sollte also ggf. etwas nachfetten. Ich habe den Eindruck, das diese Art Steuersätze immer etwas Spiel haben und der die Lenkstange daher trotz wackelfreier Klappmechanik leicht wackelt; daher habe ich den Steuersatz ausgebaut (ausgeschlagen) und gegen einen FSA Orbit X (threadless) getauscht. Das Lenkkopflager ist nur komplett gedichtet und wackeln tut auch rein gar nichts mehr.

Ständer:
Er lässt sich komplett mit dem Fuß bedienen und erfüllt auf ebenen Untergrund den Zweck, dass der Roller steht. Ist dagegen der Boden leicht schräg, würde ich den Roller lieber zusammengeklappt auf den Boden legen, als ein Umfallen zu riskieren. Verbesserungsvorschlag (für Hepros – ein Nachrüsten ist mir nicht gelungen): Statt einem Einbeinständer einen Zweibeinständer verwenden, der quasi symmetrisch auf der gegenüberliegenden Seite auch ausklappt! Das dürfte die Standfestigkeit um ein vielfaches verbessern.

Bremse:
Das Positive vornweg: Das Bremsblech ist lang genug, so dass man bei nasser Fahrbahn nicht eingesaut wird.
Ansonsten ist die Bremse das Bauteil, mit dem ich am wenigsten zufrieden bin. Erstens klappert sie bei schlechten Straßenverhältnissen, sowohl rechts und links von der Achse als auch dort, wo das Bremsblech am Trittbrett aufliegt. Zweitens sind die Bremsen anderer Hersteller massiver und z. T. dort, wo das Rad auf das Bremsblech trifft, verstärkt. Die Bremswirkung ist auch nicht gigantisch gut.
Dem Klappern bin ich mit Gummiunterlegscheiben auf der Achse zwischen Bremsblech und Tritbrett begegnet (ich musste die Kanten etwas nach innen biegen, sonst war nicht genügend Platz), für das Klappern zwischen Ende des Trittbretts und Bremsblech habe ich noch keine perfekte Lösung gefunden (Micro hat da übrigens mitgedacht: Beim Micro Black ist an der Stelle eine schmale Gummiplatte untergelegt). Für eine Gummiplatte ist allerdings beim Hepros nicht viel Platz. Jedenfalls stört ich das Klappern/Knarzen sehr.
Die spezielle Form des Hepros-Bremsbleches ermöglicht es aber, die Bremse im Selbstbau und für nur ca. 6 EUR entscheidend zu verbessern. Rechts und links zwei Löcher in die Kanten bohren und ein Standard-Fahrrad-Felgenbremsschuh anschrauben. Bei Verschleiß einfach die Bremsgummis austauschen; ich vermute, dass die Gummis nicht allzu lange halten. Dafür ist die Bremswirkung, auch gerade bei Nässe, wesentlich besser (Fotos gibts hier: http://www.cityrollerforum.de/viewtopic.php?f=58&t=860). Die Schrauben sind noch zu lang, da ich noch keine Zeit hatte, das Gewinde tiefer zu schneiden und die Schraube abzusägen.

Sonstiges:
Die Einhängösen für den Tragegurt klappern fürchterlich und machen eine Klingel überflüssig. Bitte verbessern!
Ich habe das Problem wieder mit Gummiunterlegscheiben behoben, aber so etwas könnte doch schon standardmäßig gelöst werden.
Die Klebefolien am Lenker habe ich gegen 3M Scotlite Reflexfolie ausgetauscht, um in der Dämmerung besser gesehen zu werden.

Karbon
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